Liebe Kea, herzlichen Dank dir für diesen wichtigen und klaren Text, so gut, dass du das alles aufzeigst. Eines mag ich noch hinzufügen: Die guten „alten“ Zeiten war so schön auch nicht, ich kann mich gut erinnern, wie lähmend und bleiern die Kohl-Ära war, wie viel Angst Tschernobyl gemacht hat und wie aussichtslos die Lage des Waldes in den frühen 90ern schien. Für Menschen, die sensibel waren und keine Mitläufer, gab es auch damals nicht viel Hoffnung. Rassismus war auch damals an der Tagesordnung, die Misogynie massiv, Queerness eine Aufforderung zusammengeschlagen zu werden. „Gut“ war diese Zeit nur für ganz wenige, die meisten davon waren weiße Cis-Männer.
Auch daran dürfen wir uns erinnern, auch das ist Geschichte. Alles andere ist tatsächlich ein Narrativ, das gerne von Rechten gepflegt wird, an das man aber nicht anknüpfen sollte.
Herzlichen Dank nochmal für dein Engagement, als das zusammenzustellen und aufzuschreiben. Herzlich, Kathrin
Liebe Kathrin, vielen Dank für deinen Kommentar und diese wichtige Ergänzung – denn natürlich handelt es sich bei der Verklärung des Gestern auch "nur" um ein weiteres Narrativ. Ich glaube, dass in diesen Jahrzehnten einige Menschen wirklich ein Gefühl von Unbeschwertheit hatten, aber wie ich im Artikel schrieb, galt das nur für einen sehr privilegierten Teil der Gesellschaft und Welt (und sicher muss man dafür auch die ausgeprägte Fähigkeit besessen haben, Dinge auszublenden). Trotzdem habe ich den Eindruck, dass dieses Narrativ nicht nur von Rechten gepflegt wird. Wenn ich mir die mediale Berichterstattung und die darin verwendete Sprache genau anschaue, dann wird dort immer wieder dieses "Krisen-Narrativ" erneuert , obwohl wir ja wissen, dass diese "Krisen" so schnell nicht aufhören werden. Dabei implizieren Begriffe wie "Krise" ja die Möglichkeit, nach der Krise zu irgendeinem anderen, "normaleren" Zustand zurückkehren zu können – und genau da bin ich skeptisch. Das schürt ja doch auch eine Erwartungshaltung, die vielleicht (ganz egal, wie gut die Politik eines Landes sein mag) immer wieder enttäuscht werden muss und sich dann in solchen Wahlergebnissen niederschlägt… Ich möchte den Menschen natürlich nicht die Hoffnung nehmen, aber schließe mich Jagoda Marinic an, dass wir die Erzählung verändern müssen, um mit den Herausforderungen der Zukunft umgehen zu können, ohne dass es in einer Erstarkung der Rechten mündet…
Hallo Kea, dein Text hat mich nachdenklich und hilflos gemacht. Ich habe mich lange so überhaupt gar nicht mehr mit Nachrichten beschäftigt. Vor einigen Wochen habe ich gedacht "Das kann es auch nicht sein" und wieder langsam begonnen....Und es tut mir nicht gut. Drückt mir aufs Gemüth, werde lustlos...Ich weiß noch nicht wie ich weiter damit umgehe.
Liebe Jeanette, ich verstehe dein Gefühl von Hilflosigkeit sehr gut – ich glaube, damit sind wir alle irgendwie konfrontiert, angesichts der Lage in der Welt. Deshalb finde ich es auch so wichtig, sich darüber auszutauschen, denn indem wir darüber sprechen, können wir das alles ein Stück weit besser bewältigen. Und wahrscheinlich braucht es da zeitlebens eine Balance, die wir immer wieder neu finden: Sich informieren und reinknien, dann wieder eine Pause machen und durchatmen und immer so weiter. Eine perfekte "Lösung" gibt es auch in Sachen Nachrichtenkonsum wohl nicht. Liebe Grüße zu dir!
Puh, guter, aber heftiger Text. Danke dafür! Ich habe zum Thema Medien das Buch "Wie wir die Welt sehen" gelesen und fand sehr interessant, dass Informationen, die wir über Medien mitbekommen, mehr mit uns machen, als wenn wir direkt bei einem Ereignis dabei sind. Weil wir es viel öfter lesen. Das Beispiel war das Attentat beim Boston Marathon. Menschen, die live dabei waren, wurden weniger traumatisiert, als Menschen, die es drölfzigmal in Medien gelesen und gesehen haben. Das hat mich echt überrascht und seitdem versuche ich, Nachrichten nur wenig und bewusst zu konsumieren.
Danke für den Buchtipp, ich hab es mir angeschaut und das klingt superspannend und kommt definitiv auf die Leseliste! Schön, dass du für dich einen Umgang mit den Nachrichten gefunden hast, der dich entlastet. Ich denke oft, dass wir mit dem Internet und dieser 24/7 Verfügbarkeit von Nachrichten ein Werkzeug in die Hand bekommen haben, für das die Bedienungsanleitung gefehlt hat. Den bewussten Umgang damit hätten wir eigentlich von Beginn an lernen müssen. Es jetzt, wo unsere kollektive Abhängigkeit vom Smartphone so alltäglich geworden zu sein scheint (mich gruselt es immer, wenn ich im Bus sitze und alle nur auf ihre Bildschirme starren), wieder umzulernen, ist ganz schön mühsam.
Ich fürchte, das mit der fehlenden Bedienungsanleitung gilt für das ganze Internet und ich bin gespannt, wie lange es dauern wird, bis wir als Menschheit halbwegs damit klar kommen werden. Ein erstes Anzeichen wäre für mich, dass in Restaurants nicht mehr zwei Leute sich gegenüber sitzen und aufs Handy schauen (nicht nur kurz, sondern den halben Abend!).
Liebe Kea, herzlichen Dank dir für diesen wichtigen und klaren Text, so gut, dass du das alles aufzeigst. Eines mag ich noch hinzufügen: Die guten „alten“ Zeiten war so schön auch nicht, ich kann mich gut erinnern, wie lähmend und bleiern die Kohl-Ära war, wie viel Angst Tschernobyl gemacht hat und wie aussichtslos die Lage des Waldes in den frühen 90ern schien. Für Menschen, die sensibel waren und keine Mitläufer, gab es auch damals nicht viel Hoffnung. Rassismus war auch damals an der Tagesordnung, die Misogynie massiv, Queerness eine Aufforderung zusammengeschlagen zu werden. „Gut“ war diese Zeit nur für ganz wenige, die meisten davon waren weiße Cis-Männer.
Auch daran dürfen wir uns erinnern, auch das ist Geschichte. Alles andere ist tatsächlich ein Narrativ, das gerne von Rechten gepflegt wird, an das man aber nicht anknüpfen sollte.
Herzlichen Dank nochmal für dein Engagement, als das zusammenzustellen und aufzuschreiben. Herzlich, Kathrin
Liebe Kathrin, vielen Dank für deinen Kommentar und diese wichtige Ergänzung – denn natürlich handelt es sich bei der Verklärung des Gestern auch "nur" um ein weiteres Narrativ. Ich glaube, dass in diesen Jahrzehnten einige Menschen wirklich ein Gefühl von Unbeschwertheit hatten, aber wie ich im Artikel schrieb, galt das nur für einen sehr privilegierten Teil der Gesellschaft und Welt (und sicher muss man dafür auch die ausgeprägte Fähigkeit besessen haben, Dinge auszublenden). Trotzdem habe ich den Eindruck, dass dieses Narrativ nicht nur von Rechten gepflegt wird. Wenn ich mir die mediale Berichterstattung und die darin verwendete Sprache genau anschaue, dann wird dort immer wieder dieses "Krisen-Narrativ" erneuert , obwohl wir ja wissen, dass diese "Krisen" so schnell nicht aufhören werden. Dabei implizieren Begriffe wie "Krise" ja die Möglichkeit, nach der Krise zu irgendeinem anderen, "normaleren" Zustand zurückkehren zu können – und genau da bin ich skeptisch. Das schürt ja doch auch eine Erwartungshaltung, die vielleicht (ganz egal, wie gut die Politik eines Landes sein mag) immer wieder enttäuscht werden muss und sich dann in solchen Wahlergebnissen niederschlägt… Ich möchte den Menschen natürlich nicht die Hoffnung nehmen, aber schließe mich Jagoda Marinic an, dass wir die Erzählung verändern müssen, um mit den Herausforderungen der Zukunft umgehen zu können, ohne dass es in einer Erstarkung der Rechten mündet…
Hallo Kea, dein Text hat mich nachdenklich und hilflos gemacht. Ich habe mich lange so überhaupt gar nicht mehr mit Nachrichten beschäftigt. Vor einigen Wochen habe ich gedacht "Das kann es auch nicht sein" und wieder langsam begonnen....Und es tut mir nicht gut. Drückt mir aufs Gemüth, werde lustlos...Ich weiß noch nicht wie ich weiter damit umgehe.
Danke für das Teilen deiner Gedanken .
Liebe Grüße Jeanette
Liebe Jeanette, ich verstehe dein Gefühl von Hilflosigkeit sehr gut – ich glaube, damit sind wir alle irgendwie konfrontiert, angesichts der Lage in der Welt. Deshalb finde ich es auch so wichtig, sich darüber auszutauschen, denn indem wir darüber sprechen, können wir das alles ein Stück weit besser bewältigen. Und wahrscheinlich braucht es da zeitlebens eine Balance, die wir immer wieder neu finden: Sich informieren und reinknien, dann wieder eine Pause machen und durchatmen und immer so weiter. Eine perfekte "Lösung" gibt es auch in Sachen Nachrichtenkonsum wohl nicht. Liebe Grüße zu dir!
Puh, guter, aber heftiger Text. Danke dafür! Ich habe zum Thema Medien das Buch "Wie wir die Welt sehen" gelesen und fand sehr interessant, dass Informationen, die wir über Medien mitbekommen, mehr mit uns machen, als wenn wir direkt bei einem Ereignis dabei sind. Weil wir es viel öfter lesen. Das Beispiel war das Attentat beim Boston Marathon. Menschen, die live dabei waren, wurden weniger traumatisiert, als Menschen, die es drölfzigmal in Medien gelesen und gesehen haben. Das hat mich echt überrascht und seitdem versuche ich, Nachrichten nur wenig und bewusst zu konsumieren.
Danke für den Buchtipp, ich hab es mir angeschaut und das klingt superspannend und kommt definitiv auf die Leseliste! Schön, dass du für dich einen Umgang mit den Nachrichten gefunden hast, der dich entlastet. Ich denke oft, dass wir mit dem Internet und dieser 24/7 Verfügbarkeit von Nachrichten ein Werkzeug in die Hand bekommen haben, für das die Bedienungsanleitung gefehlt hat. Den bewussten Umgang damit hätten wir eigentlich von Beginn an lernen müssen. Es jetzt, wo unsere kollektive Abhängigkeit vom Smartphone so alltäglich geworden zu sein scheint (mich gruselt es immer, wenn ich im Bus sitze und alle nur auf ihre Bildschirme starren), wieder umzulernen, ist ganz schön mühsam.
Freut mich! 😊
Ich fürchte, das mit der fehlenden Bedienungsanleitung gilt für das ganze Internet und ich bin gespannt, wie lange es dauern wird, bis wir als Menschheit halbwegs damit klar kommen werden. Ein erstes Anzeichen wäre für mich, dass in Restaurants nicht mehr zwei Leute sich gegenüber sitzen und aufs Handy schauen (nicht nur kurz, sondern den halben Abend!).