Weniger Konsum, mehr Leben: Mein Neustart 2025
Ich will endlich raus aus der endlosen Arbeit-Konsum-Arbeit-Schleife
Meistens fängt es damit an, dass ich mich gestresst fühle. So viele To-Dos auf meiner Liste, so viel, das ich tun muss, um meine Selbstständigkeit als Autorin und Schreibcoachin am Leben zu erhalten.
Um irgendwie “mitzuhalten” in einer Welt, die mir permanent spiegelt, welche Meilensteine und Highlights andere in meinem Alter schon erreicht haben.
Um Entlastung von diesem Erfolgsdruck zu finden, flüchte ich “zur Belohnung” in die bunte Welt von Social Media – rational weiß ich natürlich, dass das kontraproduktiv ist.
Und doch ist es eine Zerstreuung, die viele von uns in solchen Momenten suchen.
Apps wie Insta & Co sind so designed, dass sie uns süchtig machen. Wir sollen möglichst viel Zeit auf den Plattformen verbringen, damit möglichst viele Werbeanzeigen an uns ausgespielt werden können. Damit verdient Meta sein Geld.
Aber selbst wenn ich es schaffe, die klassische Werbeanzeige zu ignorieren, schaue ich mir immer noch Videos von Influencer*innen an, die in ihren Stories Produkte von Unternehmen anpreisen. Auch das ist Werbung. Sie kommt nur im Gewand einer besten Freund*in daher, die ihre Geheimtipps mit uns teilt.
Wenn ich mich lange genug diesem Content ausgesetzt habe, glaube ich wirklich, dass ich diese superweiche Jeans, jenen weinroten Nagellack oder diese neue Feuchtigkeitscreme dringend brauche.
Dadurch kaufe ich mehr, als ich eigentlich will.
Dieses Geld fehlt am Monatsende auf meinem Konto. Was wiederum den Druck erhöht, noch mehr und noch härter zu arbeiten. Und schon bin ich wieder auf Social Media, um ein Ventil für diesen Druck zu finden. Und wieder wird mir Werbung ausgespielt – ein Teufelskreis.
In meinem slow december hatte ich endlich einmal Zeit und den nötigen Abstand, diese automatisch ablaufenden Muster an mir zu beobachten.
Und mir wurde klar: So will ich nicht weitermachen.
Wenn ich den Rest meines Lebens in dieser Schleife hänge, mache ich mich mental kaputt.
Und das heisst für mich, ich muss an meine zwei großen Baustellen ran:
Mein Konsumverhalten
Meine Nutzung von Social Media
Mein Ziel ist nicht das perfekte, stressfreie Leben. Erstens bin ich alt genug, um zu wissen, dass das nicht existiert. Und zweitens lebe ich weiterhin in einer Welt, die von Patriarchat und Kapitalismus geprägt ist. Ich kann nicht auf individueller Ebene lösen, was auf politisch und gesellschaftlicher Ebene schief läuft. Und natürlich werde ich weiterhin wählen, demonstrieren und kritische Blogposts schreiben.
Trotzdem müssen wir alle irgendwie unseren Alltag gestalten, seien die Rahmenbedingungen auch noch so kritisch. Wir müssen uns zu dieser Welt, die wir vorfinden, irgendwie verhalten.
Und statt immer weiter in dieser Schleife aus Arbeit-Konsum-Arbeit-Konsum festzuhängen, will ich einen Weg finden, den Druck für mich wenigstens zu reduzieren.
Das ist das Ziel meines Neustarts.
Denn ich bin chronisch krank und arbeite sehr oft unter Schmerzen, sei es die Migräne, seien es der Reizdarm oder die Endometriose.
Und wie verrückt ist es bitte, dass ich auch nur eine Stunde mehr in diesem Zustand am Computer sitze als notwendig, nur, um Geld für irgendwelche Sachen zu verdienen, die ich haben will, weil ich zu viel Werbung dafür gesehen habe?!
Ich will in meinem Schrank keinen dritten beigen Pullover hängen haben, den ich eh nicht anziehe. Vor allem nicht, wenn ich für diesen Pullover Arbeitszeit unter Schmerzen leisten muss.
Ich will herausfinden, was für mich “genug” ist.
Wieviel brauche ich wirklich zum Leben? Mit welchem monatlichen Betrag sind meine basic needs abgedeckt?
Wieviel kann ich sparen, wenn ich auf überflüssige Lifestyle-Produkte verzichte?
Wie kann ich ein Polster aufbauen, das mich auch in Hinblick auf mögliche Ausfallzeiten durch meine Erkrankungen entspannt?
“Was reicht mir?” ist eine so viel angenehmere Frage, als die Frage: “Wie bekomme ich mehr?”, mit dem der Kapitalismus die ganze Welt wie ein Virus überzogen hat.
Aber es ist nicht so leicht, einfach “auszusteigen”.
Wir haben es von unseren Familien, Freund*innen und den Medien gelernt, unsere emotionalen und geistigen Bedürfnisse mit dem Konsum physischer Waren zu befriedigen.
Zum Glück kam mir das Leben bei meinen Überlegungen zu Hilfe. Rund um Weihnachten fragte mich eine Freund*in, ob wir 2025 das Programm aus dem Buch “Mehr Geld für mehr Leben” von Vicki Robin und Joe Dominguez gemeinsam durcharbeiten wollen.
Dieses Buch ist nicht einfach ein weiteres Finanzbuch, das uns zum Sparen anregt. Es geht tiefer. Es fragt nach der Bedeutung von Geld, Lebenszeit und Arbeit.
Und es regt dazu an, zu überdenken, was eigentlich die Ziele in unserem Leben sind und ob die Zeit, die wir dafür aufwenden, in der Konsumgesellschaft mitzuspielen, ihren Einsatz wert ist.
Denn aus diesem Kreislauf gibt es kein Entkommen. Sobald wir einen Konsumwunsch erfüllt haben, stoßen wir auf einen neuen.
Erst wenn wir es schaffen, diesen Mechanismus zu unterbrechen, werden Ressourcen frei: Finanzielle, zeitliche und körperlich-geistige, die wir für das einsetzen können, was uns wirklich wichtig ist.
„Schwacher Nervenkitzel ist wie dieses leise Gefühl, das Sie spüren, wenn Sie etwas kaufen, Es ist das Pling des Flippers. Dieses Glück hält nur kurz an. Seine Halbwertszeit entspricht der Entfernung von der Registrierkasse zum Auto. Starken Nervenkitzel spüren Sie, wenn Sie einen Traum erreicht haben, der größer ist als die Bestrebungen Ihres Egos."
Zitat aus “Mehr Geld für mehr Leben”
Das Buch ist ein Klassiker unter Frugalist*innen. Frugalismus – von frugal = sparsam, genügsam – ist ein Lebensstil, der ein nachhaltiges Leben und bewusste Konsumpraktiken fördert.
Ziel vieler Frugalist*innen ist das “early retirement”, also der vorzeitige Ruhestand.
Der Untertitel des Buches lautet daher auch: “Wie Sie in neun Schritten Ihre Beziehung zum Finanziellen ändern – und früher in Rente gehen können”.
Für dieses Ziel bin ich zu alt ;) Das geht sich zeitlich nicht mehr aus.
(By the way: Das Konzept “Rente” klingt für mich gar nicht so erstrebenswert? Ich möchte nicht möglichst früh mit der Erwerbsarbeit aufhören. Ich möchte schreiben und Schreibkurse geben, solange es meine Gesundheit zulässt. Ich wüsste nicht, was ich mit meinem Leben lieber täte.)
Aber meine Beziehung zum Finanziellen ändern - das möchte ich.
Damit ich weniger Stress, Druck und Existenzangst spüren muss. Und bei diesem Ziel hilft mir das Buch enorm.
Gemeinsam Ziele erreichen: Mit Unterstützung fällt es leichter
Einer der ersten Schritte des Programms ist die centgenaue Auflistung aller Ausgaben und Einnahmen am Ende eines jeden Tages. Klingt anstrengend und es ist bisweilen auch.
Deshalb haben meine Freund*in und ich eine Telegramgruppe für uns gegründet. Dort halten wir uns dort über unsere Einnahmen und Ausgaben auf dem Laufenden. Wir schicken uns SOS-Nachrichten, wenn wir in Konsumversuchung geraten. Und treffen uns für einen monatlichen Check-In, um Erkenntnisse zu besprechen und einzelne Kapitel zu diskutieren.
Schon die ersten zwei Wochen der Arbeit mit dem Buch waren so erhellend!
Ich habe mich eingehend mit dem Thema Finanzen beschäftigt. Habe Unterkonten auf meinen Konten eingerichtet, habe mich der längst überfälligen Entwicklung meiner Geschäftszahlen gewidmet, habe Kostenfallen aufgedeckt und Abos gekündigt.
Hinzuschauen, auf die eigenen Finanzen, tut gut (auch wenn es teilweise schmerzhaft sein kann).
Offen darüber zu reden, hilft und ist ein wichtiger Teil des Programms.
Denn über unseren Umgang mit Geld – besonders den, auf den wir nicht stolz sind – sprechen wir immer noch viel zu wenig.
Deshalb will ich dich auf Substack auf meiner Reise mitnehmen:
Was sind meine nächsten Schritte? Wie geht es mir damit? Was ist leicht, was fällt mir schwer? Welche Bücher sind hilfreiche Begleiter auf meiner Suche nach einem niedrigeren Stresslevel in meinem Leben?
All das werde ich in diesem Jahr mit dir teilen. Hast du Lust, dabei zu sein?
Wie geht es dir mit diesem Thema? Lass es mich gern in den Kommentaren wissen :)
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Ich finde wirklich toll, dass du mutig voran gehst und uns auf diese Reise mitnehmen möchtest. Ich komme gern mit, denn Geld ist ein schwieriges Thema für mich und der Umgang damit nicht leicht. Wenn ich es habe, gebe ich es aus, auch wenn ich es eigentlich besser weiß. "Was reicht mir?" ist also eine Frage, auf die ich gern die Antwort finden würde.😊
Das klingt sehr spannend! Ich folge dir gern auf deinem Weg zu weniger Stress und Konsum 🤓😊