Schreiben, wenn Körper und Seele krank sind: Schreibsommer Tag 6 + 7
Tagebuch einer Autorin #14
Wenn ich die Tagebucheinträge der ersten Woche meines Schreibsommers hier auf Substack lese, dann denke ich: Wow, wie normal. Wie ausgewogen, wie stabil das klingt. Gut, klar, da war die Migräne. Aber sonst? Sonst lief es doch fast wie bei den anderen, den “Gesunden”, deren Leben für mich immer so weit weg zu sein scheint.
Bis zu diesem Sonntag. Am Sonntag versagte mir erst der Körper, dann die Seele den Dienst. So gründlich, dass ich das auch heute, am Dienstagnachmittag noch spüre. Eine hilfreiche Therapiestunde am Montagabend hat mich aus dem gröbsten Tief geholt und trotzdem ist nicht sofort „alles wieder gut“.
Habe ich gestern trotzdem geschrieben? Ja. Aber es hat Kraft gekostet, zwischen der Tastatur und meinem Kopf lag ein weites, trübes Meer.
Ich habe versucht, den Schmerz zu nutzen und aus ihm etwas zu schürfen, ihn zu verwandeln, ihm eine Form zu geben, in der er der Welt nützlich sein kann. Wie ich es neulich in der Doku “Seven Women” auf Netflix gehört habe: „Dein Schmerz gehört nicht nur dir allein“. Ich fand das so stark. Es entlastet das Individuum, es gibt auch den dunklen Momenten eine Bedeutung, die über das eigene Leid hinausreicht.
Ich habe also zwei, drei Hand voll Worte geschrieben am gestrigen Tag, ungefähr 300 davon brauchbar. Habe nicht an der Stelle weitergeschrieben, an der ich eigentlich war, sondern bin direkt in eine Szene eingestiegen, in der mein Protagonist sich ähnlich bedrängt, erschöpft und verzweifelt fühlt wie ich mich in diesem Augenblick.
Meistens entstehen aus solchen Momenten heraus Texte in einer Dichte und Dringlichkeit, die man sich nicht ausdenken kann. Die man in sich finden muss. Das sind die Passagen, in denen die Lektor*innen meistens keine Anmerkungen haben. Sie fließen einfach heraus und sind fertig.
Aber was ist eigentlich genau passiert ist, das mich so aus der Stabilität der letzten Wochen gerissen hat? Warum ging es mir am Sonntag plötzlich so schlecht?
Ich vermute, dass ich…
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