Kreativität & Disziplin, passt das zusammen? Schreibsommer Tag 24
Vom Unterschied zwischen Land- und Platzregen
Wenn man vom Schreiben träumt, stellt man es sich oft sehr gemütlich vor. Und einige Elemente dieser Fantasie-Schreibwelt treffen dieser Tage auch auf die Atmosphäre in meinem Wohnzimmer zu: Das Licht ist gedämpft, dem verregneten August sei Dank. Neben mir steht eine dampfende Tasse Tee. Und auf meinem Schoß schläft eine Katze.
Jeden Morgen erscheine ich an meinem Arbeitsplatz, diszipliniert wie ein Hahn zum morgendlichen Weckruf. Öffne den Computer. Schließe das E-Mail-Fach. Stelle das Handy in den Flugmodus. Öffne mein Roman-Dokument und beginne, zu schreiben. Oder den Bildschirm anzustarren. Meistens ergibt sich nach einer Weile ein tagesvariabler Rhythmus, ein munterer Wechsel zwischen beiden Tätigkeiten. Schreiben ist auch viel Gucken. In das Weiß des Bildschirms. Auf die Sprünge am Putz in der Decke. Auf die Holzmaserung des Tisches links und rechts von der Tastatur.
In den letzten Wochen habe ich sehr viel geguckt. Habe das Gucken ausgehalten. Die Pausen. Die Nicht-Inspiration. Normalerweise wäre ich an vielen dieser Stellen ausgewichen. Hätte die unfertige Szene eine unfertige Szene sein lassen und wäre abgehauen. Aus dem Dokument, rüber in mein E-Mail-Fach, auf Netflix oder in mein Grafikprogramm. Meine kreative Energie woanders ausleben.
Aber der Schreibsommer ändert meine Richtung. Mein Fließverhalten. Ich biege nicht in die rettenden Seitenarme ab. Ich bleibe auf Kurs und schippere über den träge dahinfließenden Kanal. Das ist dann nicht mehr ganz so gemütlich. Aber ich hab mir das Versprechen gegeben, an meinem Roman zu arbeiten. Und auch wenn es ungemütlich ist in diesem Boot, eng manchmal, auch wenn mir die Beine einschlafen und ich zappelig werde – ich bleibe stoisch sitzen. Und mache in dieser dritten Woche nun die Begegnung mit einem neuen Gefühl:
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