Es ist Abend. Die Sonne ist hinter die Dächer gerutscht. Der Tag wird stiller, selbst die Klaviermusik, die vorhin im Hinterhof zu hören war, ist verstummt.
Ich habe diesen gedanklich-emotionalen Hangover, der dich befällt, wenn die große Anspannung abfällt. Dass ich wirklich bis nach Hildesheim komme, war bis zur letzten Sekunde unwahrscheinlich. Und jetzt bin ich doch da. Sitze im roten Sessel des WG-Wohnzimmers und mache den Versuch, meine Gedanken einzusammeln.
Denn wenn ich woanders bin, kann ich nicht richtig denken. Da ist ein Nebel in meinem Hirn, der Woanders-Nebel. Der bewirkt, dass alle meine Gedanken abbiegen, bevor sie ihr Ziel erreichen. Ich kann nicht gut lesen, nicht gut arbeiten, nicht gut denken, wenn ich woanders bin. Es scheint, mein Kopf ist vollauf damit beschäftigt, das Woanderssein selbst zu bewältigen. Nebenwirkungen eines Lebens mit Angststörung.
Letzte Nacht bin ich auf der Schlafcouch im WG-Wohnzimmer aufgewacht und wusste in der Dunkelheit mit den Umrissen der Bilder an den Wänden, mit der Form der Lampe an der Decke rein gar nichts anzufangen. Für ein paar Sekunden hatte ich…
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